Wir wollen alle Deutschen auf die Herausforderungen und Chancen von Künstlicher Intelligenz vorzubereiten und ihnen die dafür benötigten Kenntnisse und Fähigkeiten vermitteln.
Um die Chancen von KI zu nutzen und ihre Risiken zu umgehen, brauchen Bürger dabei keine tiefe technisches Expertise, sondern ein Verständnis der wichtigen und wesentlichen Inhalte. Man muss nicht einen Benzinmotor in all seinen Details verstehen, um erfolgreich Auto zu fahren, die Gefahren des Straßenverkehrs und die Auswirkungen auf die Umwelt zu begreifen. So ist auch bei KI der Blick aufs Wesentliche entscheidend. Damit hat jeder die Chance, sich offen aber kritisch sein eigenes Bild zu machen, und seinen eigenen Weg im Umgang mit KI zu wählen.
KI bring ungeahnte Chancen für jeden - und neue Risiken, mit denen wir umgehen müssen.
Mündigkeit heisst, nicht nur für heute, sondern auch für die Zukunft die richtigen Entscheidungen treffen zu können.
Sich und das eigene Umfeld schützen und fördern können
Teilhaben an den wichtigen Entscheidungen zur Transformation der Gesellschaft
Wir leben bereits in der KI-Revolution - auch wenn die meisten es noch nicht bemerkt haben. Jeden Tag treffen wir als Gesellschaft weitreichende Entscheidungen über künstliche Intelligenz, die unser aller Zukunft bestimmen werden.
Während Experten zwischen utopischen Hoffnungen und existenziellen Warnungen schwanken, steht die breite Gesellschaft noch weitgehend ahnungslos daneben. Diese Kluft zwischen technologischer Entwicklung und gesellschaftlichem Verständnis wird mit jedem Tag größer, und verhindert die Teilhabe eines Großteils der Bürger:innen.
Für einen mündigen Umgang mit den Chancen und Herausforderungen von KI - für jeden einzelnen und für die Gesellschaft - hilft weder naiver Futurismus noch Verweigerung und Technikfeindlichkeit. Ki-Mündigkeit braucht kritische Offenheit – und dafür müssen wir alle Bürger:innen an der Hand nehmen.
I. Die Zukunft geht uns alle an - vor allem, wenn sie vor der Tür steht.
Die Entwicklung Künstlicher Intelligenz eröffnet eine Bandbreite zwischen zwei radikal unterschiedlichen Zukunftsszenarien:
1. Szenario 1: Die Utopie
Die positive Vision, wie sie einige KI-Experten prophezeien, sieht KI als Schlüssel zur Lösung unserer größten Herausforderungen: Klimawandel, Krankheiten, globale Ungleichheit. In dieser Zukunftvision revolutioniert KI die Wissenschaft, die Medizin und unsere gesamte Arbeitswelt. Die zentrale Herausforderung wäre dann nicht mehr der Mangel, sondern die sinnvolle Gestaltung eines Lebens im Überfluss. Dario Amodei, CEO von Anthropic, beschreibt das gut in seinem vielbeachteten Essay "Machines of Loving Grace".
2. Szenario 2: Die Dystopie
Führende Experten wie der Nobelpreisträger Geoffrey Hinton, Unternehmer Elon Musk und andere zeichnen ein anderes Bild. Sie sehen existenzielle Risiken für die Menschheit durch zwei Hauptfaktoren. Erstens durch die mögliche Autonomie einer Superintelligenz, die menschlicher Kontrolle entgleitet. Zweitens durch den Missbrauch immer mächtigerer KI-Systeme durch Menschen: für Kriminalität, Terrorismus und die Destabilisierung demokratischer Gesellschaften.
3. wenig Nuancen
Die Herausforderung ist, dass zwischen Szenario 1 und Szenario 2 wenig Nuancen denkbar sind. Wenn Szenario 2 nicht eintrifft, wird Szenario 1, optimistische Vision erreicht. Wir werden also nicht 'irgendwo dazwischen' landen, sondern in einem der beiden. Das Gebot der Stunde ist, alle Weichen auf Szenario 1 zu stellen, und die Abzweigungen zu umschiffen.
4. Das Zeitfenster schließt sich
Die Einschätzungen führender Experten zur Geschwindigkeit der Entwicklung transformativer KI-Systeme variieren: Während Sam Altman, CEO von OpenAI, Ende 2024 von "wenigen tausend Tagen" bis zur Superintelligenz sprach, sieht Eric Schmidt, ehemaliger Google-CEO, einen Zeitrahmen von 5-10 Jahren. Yann LeCun, KI-Pionier und -Chef von Meta vertritt eine skeptischere Position und erwartet AGI erst in Jahrzehnten. Doch die Mehrheit der KI-Forscher erwartet fundamentale Veränderungen bereits in den nächsten wenigen Jahren.
5. Mangelnde Teilhabe
Deutschland verliert dabei technisch den Anschluss. Amerikanische Technologiekonzerne führen bei den Großen KI-Modellen, während auch China massiv in KI-Entwicklung investiert und die Vormachtstellung in Robotik und Drohnenproduktion zu erringen scheint. Europa liegt nur bei der Regulierung vorne: der ‘EU AI Act’, ein erstes großes Werk zur regulierung von KI ist ein wichtiger Schritt, kann aber mit den wichtigen Fragestellungen, die die rasante technologische Entwicklung aufwirft kaum Schritt halten.
Und während Experten den 'AI Act' wahlweise für zu restriktiv oder zu lasch halten, haben die Bürger:innen Europas von dieser wichtigen Regulierung größtenteils noch nie gehört.
These I: die wichtigsten Entscheidungen über das langfristrige Schicksal der Menschheit finden in den nächsten wenigen Jahren statt, aktuell ohne Teilhabe der breiten Gesellschaft
II. Heute: verwirrte Maschinenmenschen
1. Wir sind schon mittendrin
Unabhängig davon, ob nun Szenario 1 oder Szenario 2 eintreten: die KI-Transformation findet bereits heute in unseren Taschen, an unseren Handgelenken und zunehmend in unseren Köpfen statt. Wir sind bereits ‘Cyborgs’, sind zu Mensch-Maschinen-Hybriden geworden, mit dem Smartphone als externem Gehirn für Orientierung, Gedächtnis und zunehmend auch für unser Denken.
2. KI verändert uns schon heute
Und unsere Körper und Gehirne passen sich an. Wir verlieren die Fähigkeit zur selbstständigen Orientierung ohne 'Maps'-App, die Representation des Daumens im Gehirn von Kindern und Jugendlichen ist merklich grösser als in älteren Generationen. Unsere Fähigkeit zu tieferen menschlichen Beziehungen leidet unter ständiger digitaler Ablenkung, während Algorithmen auf Plattformen wie TikTok präzisere Profile ihrer Nutzer erstellen als es Eltern oder beste Freunde je könnten.
3. KI verändert auch die Gesellschaft schon heute
Auf gesamtgesellschaftlicher Ebene gibt es bereits heute akute Herausforderungen und Chancen. Die positiven Seiten von KI wie die erstaunlichen Produktivitätsgewinne für einzelne und/oder Organisationen werden noch spärlich genutzt. Aktuell sind auch bereits KI-Risiken wie die Einflussnahme auf Wahlen durch Desinformation, der Verlust der Wahrheit in einer Welt immer besserer Sprach- Bild und Videoimitation und die Superkräfte, die Cyberkriminelle durch KI bekommen haben. In 2024 zu schwindelerregenden 178 Milliarden Euro Verlusten für deutsche Unternehmen geführt - das ist mehr als der gesamte Bundeshaushalt für Arbeit und Soziales.
Auch für das Hier und Heute gilt: ein Großteil der Gesellschaft nutzt und beeinflusst nicht bewusst die Chancen, die KI heute schon bietet. Genaus werden die Risiken von heute nicht erkannt und vermieden.
==> These II: heute sind Menschen mit dem Umgang mit KI überfordert: verpassen die Chancen und verkennen die Risiken.
Wenn wir These I. und These II. glauben gilt:
==> die Auswirkungen von KI heute und in Zukunft erfordern Engagement aller Bürger:innen. Weder die langfristigen noch die aktuellen Chancen und Risiken werden jedoch von der breiten Gesellschaft erkannt und beeinflußt. Die Gesellschaft ist nicht KI-mündig.
III. Was bedeutet KI-Mündigkeit?
Wahre KI-Mündigkeit ist mehr als produktivitätsförderliche KI-Kompetenz – sie geht über die Bedienung von ChatGPT oder den Einsatz von KI-Tools im Beruf hinaus.
Eine KI-mündige Gesellschaft bedeutet, dass jeder einzelne für sich erkennt:
Mit kritischer Offenheit können Bürger sich selbstbestimmt zwischen unreflektierter Technikbegeisterung und pauschaler Ablehnung positionieren.
==> KI-Mündigkeit bedeutet die Fähigkeit, mit kritischer Offenheit die Auswirkungen von KI Heute und in Zukunft für sich selbst und sein Umfeld sowie für die Gesellschaft bewerten zu können.
Dabei die Chancen zu ergreifen und die Risiken zu begrenzen und anderen dabei helfen können.
IV. Was müssen wir wissen, um KI-Mündig zu sein?
Wie auch bei Kontroversen technischen Themen wie Atomkraft oder Strassenverkehr braucht es für mündige gesellschaftliche Entscheidungen kein Detailwissen über die Technologie, sondern ein Verständnis der wichtigen Chancen und Risiken. Bürger:innen brauchen lediglich genug wissen, um sich selbst eine Meinung zu bilden und sich inhaltlich und politisch verorten zu können.
So wie die meisten Bürger die grundlegenden Parameter der Atomkraft kennen - CO2-arme Energieerzeugung einerseits, Risiken durch Unfälle und Endlagerung andererseits – so muss auch bei KI ein Grundverständnis der entscheidenden Chancen und Risiken in der breiten Bevölkerung verankert werden damit sie mündig entscheiunden treffen kann. Dazu muss man nicht Transformer Architektur erklären können oder ein neuronales Netz fehlerlos skizzieren können.
Das Minimumwissen für KI-Mündigkeit erfordert ein Verständnis von:
==> Es braucht nicht viel Wissen, um eine Gesellschaft von KI-mündigen Bürger:innen zu schaffen
V. So ebnen wir den Weg in eine KI-mündige Gesellschaft
Wie bekommen wir dieses Minimum-Wissen an die Bürger:innen? Die bestehenden Ansätze zur KI-Bildung erreichen bisher nur einen kleinen Teil der Gesellschaft. Zwei zentrale Probleme verhindern eine breitere Wirkung:
1. Das Vertriebsproblem
Bisherige Bildungsangebote erreichen nur bereits Interessierte. Wer die Dringlichkeit des Themas nicht erkennt, sucht auch nicht nach Bildungsangeboten. Zudem löst der freie Markt das Problem nicht ausreichend, da sich niedrigschwellige KI-Bildung für die breite Bevölkerung nicht im gleichen Maße kommerzialisieren lässt wie die Fortbildung für den wirtschaftlichen Kontext.
2. Das Inhaltsproblem
Viele Angebote sind zu technisch, zu langwierig oder zu wenig zugänglich für die breite Bevölkerung. Sie fokussieren sich oft auf reine Produktivitätssteigerung statt auf umfassende KI-Mündigkeit.
3. Die Lösung: Ein KI-Führerschein für alle
Wir brauchen eine gesamtgesellschaftliche Bildungsinitiative die diese Probleme umschifft – mithilfe von vier Merkmalen:
Eine Initiative dieser Art zahlt seine Investitionen vielfach an die Gesellschaft zurück. Eine Gesellschaft, die Teilhabe an den Entscheidungen über Ihre Zukunft hat, lässt sich weniger leicht spalten. Bürger:innen, die mit kritischer Offenheit Chancen und Risiken von KI-Anwendungen für sich und ihr Umfeld bewerten können, sind frei, produktiv und sicher. Sie sind wirtschaftlich, sozial und ökologisch erfolgreich.
Wir brauchen diese gesamtgesellschaftliche Bildungsinitaitive, die jedermann mitnimmt.
Ein Aufruf zum Handeln
Die KI-Revolution wartet nicht. Mit jedem Tag wächst die Kluft zwischen technologischer Entwicklung und gesellschaftlichem Verständnis. Nur eine KI-mündige Gesellschaft wird:
Der Weg zu einer KI-mündigen Gesellschaft kann heute beginnen.
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